#2 Ukraine
31. August 2019#4 Zu Besuch in Russland
26. Oktober 2019Hallo Vanilla Familie
& willkommen zum dritten Reisetagebuch!
Hallo Russland. Bevor wir das sagen können, warten wir satte sechs Stunden an der Ukrainisch-russischen Grenze. Das Verhältnis zwischen den Ländern ist angespannt und das lassen sie einen mit langen Wartezeiten spüren.
Straßenhunde wandern hier von Auto zu Auto um sich von den Wartenden Futter zu schnorren, die Plumsklos am Rand der Straße sind widerwärtig zu betreten. Mülleimer quillen über und die verlassenen Autos auf der Wiese hinterlassen nicht gerade ein Gefühl von Sicherheit.
Straßenhunde wandern hier von Auto zu Auto um sich von den Wartenden Futter zu schnorren, die Plumsklos am Rand der Straße sind widerwärtig zu betreten. Mülleimer quillen über und die verlassenen Autos auf der Wiese hinterlassen nicht gerade ein Gefühl von Sicherheit.
Es ist bereits dunkel, als unser Auto durch die Kontrolle fährt. Ein Blick unter die Motorhaube, in den Kofferraum. „Was ist da oben in den Dachboxen?“ – Versuch mal Kletterausrüstung auf russisch zu erklären.
Ganz viel Papierkram steht an. Ich spreche zwar russisch, lesen tue ich aber wie ein Erstklässler.
Ganz viel Papierkram steht an. Ich spreche zwar russisch, lesen tue ich aber wie ein Erstklässler.
„Haben sie die Papiere auch auf Englisch?“, frage ich den Zollbeamten.
„Nein.“
„Können Sie mir helfen? Ich kann nicht auf Russisch lesen.“
„Aber Englisch schon?“, er schüttelt den Kopf, kommt aber mit mir an einen Tisch.
„Hier den Namen, hier die Fahrzeugnummer, da eine Telefonnummer.“
„Oh, da muss ich erst mal mein Handy holen, die weiß ich nicht auswendig“
„Schreib einfach irgendwas. Dich ruft eh keiner an, das ist doch viel zu teuer“, sagt der Mann in Uniform und ich schaue ihn ungläubig an.
Fiktive Handynummer notiert.
„Hier euren Ankunftsort.“
„Ehm… haben wir nicht“
„Wo fahrt ihr denn hin?“
„Russland?“ sage ich vorsichtig.
„Ja wo da?“
„Überall?“
Er schaut uns an und das Fahrzeug, das Bett drin, den Hund.
„Und wohin danach?“
„Kasachstan!“ sage ich und er tippt auf das Feld.
„Stadt!“ Ich schreibe Astana auf und er schmunzelt: „ Ihr seid noch auf dem alten Stand.“
Astana wurde vor kurzem umbenannt in Nur-Sultan, dem ehemaligen Präsidenten zu Ehre. Ich habe meine Eltern sich beschweren hören. Die 4te Namensänderung in 30 Jahren.
„Straße und Hausnummer“, sagt er und tippt wieder, ich gucke verdutzt. Was weiß ich? Er deutet meinen Blick und sagt: „Schreib einfach irgendwas, das interessiert eh niemanden!“
Nur-Sultan Road 15 schreibe ich. Gibt es bestimmt. So ein Schlitzohr.
Er versucht streng und respektvoll zu wirken, aber ich sehe, dass er ein netter Kerl ist. Passportkontrolle, noch ein Blick auf die Fahrzeugversicherung und los geht’s.
Von der Grenze sind es noch etwa 5 Stunden bis nach Moskau aber wir brauchen eine Pause nach der ganzen Fahrerei in der Ukraine.
Wir finden ein Plätzchen im Wald wo wir ungestört sind und kommen an. Essen, duschen, aufräumen und Hund vom Winterfell befreien.
Wir finden ein Plätzchen im Wald wo wir ungestört sind und kommen an. Essen, duschen, aufräumen und Hund vom Winterfell befreien.
Wir verbringen hier einen Tag länger als erwartet, weil wir uns so sehr in die Haare kriegen, dass die Reise fast ein Ende findet. Zwei Personen für 3 Wochen Dauerregen auf so kleinem Raum, das ist eine Geduldsprobe für jede Beziehung. Unsere Instagramfotos sind harmonisch und wir lachen immer. Wer macht schon Fotos mitten im Streit oder wenn er schlecht drauf ist?
Die Wahrheit ist, dass wir Weltmeister sind im Streiten. Antonio sagt in mir herrscht sowieso schon zweiter Weltkrieg mit den deutsch-russischen Wurzeln, gepaart mit einem temperamentvollen Spanier sind wir also eine absolut explosive Mischung.
Die Wahrheit ist, dass wir Weltmeister sind im Streiten. Antonio sagt in mir herrscht sowieso schon zweiter Weltkrieg mit den deutsch-russischen Wurzeln, gepaart mit einem temperamentvollen Spanier sind wir also eine absolut explosive Mischung.
Multikulti hin- oder her, eine Langzeitreise im Camper stellt jede Beziehung auf eine harte Probe.
In Moskau parken wir bei meinen Verwandten. Die wohnen in einem schicken Stadtviertel, doppelt abgesichert. Hier ist es üblich, dass kleine Bezirke durch einen Sicherheitswart und Tor/Schranke überwacht werden. Es dauert eine Weile meine Tante zu überzeugen, dass wir im Van schlafen. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für sie ist das zu verstehen. Die große Villa steht leer, das Federbett ist gemacht und wir schlafen im Auto zusammen mit einem Hund. Cleo darf nicht ins Haus, das ist hier nicht üblich. Sie überwacht stattdessen die Arbeiter, die die Auffahrt neu Pflastern.
Ein Tag Moskau City reicht uns. Vor 12 Jahren war ich das letzte Mal hier und seitdem hat sich die Stadt in eine moderne Metropole verwandelt.
Hier scheint es alles im Überfluss zu geben. Die Architektur hier ist wirklich atemberaubend. Aber auch Statuen, Denkmale und Parks haben absolut überdimensionale Größen.
Alles ist WOW und BOOM! Groß, viel, prächtig.
Hier scheint es alles im Überfluss zu geben. Die Architektur hier ist wirklich atemberaubend. Aber auch Statuen, Denkmale und Parks haben absolut überdimensionale Größen.
Ein Spaziergang durch Moskau
Antonio ist verliebt.
Moskau ist die schönste Stadt, in der er bisher war. Ich sehe es etwas kritischer. Schön, ja. Eindrucksvoll, sicher. Aber muss das sein? Wer kann sich diesen Überfluss leisten? Wo kommen die Ressourcen her? Wieviel Stahl ist für diese sinnfreie Statue draufgegangen, wohin mit all dem Müll? Plastik überall. Die Millionen Lichter, die die Stadt auch Nachts hell erleuchten, Schmuck und Dekoration. Verpackungsmüll bedeckt jeden Morgen die Einkaufsstraße und wartet auf die Müllabfuhr, die die Straßen wieder schick macht für einen neuen Tag. Konsum ist das Wort, das mir hier nicht aus dem Kopf geht. Shoppingzentrum an Shoppingzentrum reiht sich aneinander.Was einigen Herzen in die Augen zaubert, lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Was ist der Wert einer solchen Gesellschaft und wer zahlt ihre Gier? Auf wessen Kosten wird hier gelebt und wie lange geht das noch gut?
Ich weiß nicht ob klar wird, was ich sagen will. Fakt ist dass meine Gedanken zu Nachhaltigkeit, Minimalismus und Konsumgesellschaft in Moskau ebenso bedient werden wie meine Liebe zum Reisen.
Nach Moskau geht es für uns nach Riazan. Meine Eltern scheinen endlich verstanden zu haben, dass wir es ernst meinen mit dieser Reise und der Widerstand wandelt sich in Freude. Hier lebt mein Cousin, besucht doch noch eine entfernte Tante auf dem Weg – Ruf mal meine Freundin an! Je weiter wir fahren, desto mehr Leute fallen Ihnen ein, die wir besuchen könnten.
Meinen Onkel Sergej sehe ich hier zum ersten Mal. Er ist ein echter Russe, wie er im Buche steht. Patriot, Do-it-yourself-man und arbeitet bei einem Öl-Großkonzern. Er hat sich hier ein kleines Häuschen gebaut mit Garten. Drei Generationen unter einem Dach.
Ich übersetze, während er mit Antonio über Militärkram spricht.
Meinen Onkel Sergej sehe ich hier zum ersten Mal. Er ist ein echter Russe, wie er im Buche steht. Patriot, Do-it-yourself-man und arbeitet bei einem Öl-Großkonzern. Er hat sich hier ein kleines Häuschen gebaut mit Garten. Drei Generationen unter einem Dach.
Ich übersetze, während er mit Antonio über Militärkram spricht.
Dazu gibt es Samogonka – so was wie selbst gemachter Whiskey.
Während sie immer mehr trinken, werden ihre Gespräche immer wilder und ich weiß nicht, ob sie eigentlich streiten oder Freunde sind. „Die spanische/russische Armee ist die beste!“ „Wenn mein Land in den Krieg zieht, gehe ich es verteidigen!“Ab einem gewissen Punkt verziehe ich mich auf die Hollywoodschaukel, sie scheinen sich mittlerweile auch ohne Übersetzer zu verstehen.
Wo in anderen Ländern Schluss ist und die Leute besser zu Bett gehen, wird in Russland die Banja geheizt. Russische Banja ist einfach nicht zu vergleichen. Eine Mischung aus Sauna und Dusche, heiß, nass, erfrischend und ermüdend. Der betrunkene Antonio stirbt tausend Tode beim baden. Absolut zerstört kommt er raus und muss weitertrinken.
Laut Antonios Aussagen war Banja mit Sergej allerdings eher ein Bootcamp als Wellness. Die Birkenzweige hatten keine Blätter und die Massage waren eher Prügel.
„Aber ich habe nicht gezeigt, dass es weh tut, keine Schwäche zeigen.“ – Männer…
Stop? Das ist zu viel? Das kann ein Mensch doch nicht aushalten, denkst du?
Sergej sieht das anders und zwingt Antonio, nach weiteren Gläsern Samagonka, ein weiteres Mal in die Banja. Mit Birkenzweigen beklopft man sich normalerweise. Das Aroma der Blätter gibt einen tollen Duft ab und die sanfte Massage entfernt alte Haut.Laut Antonios Aussagen war Banja mit Sergej allerdings eher ein Bootcamp als Wellness. Die Birkenzweige hatten keine Blätter und die Massage waren eher Prügel.
„Aber ich habe nicht gezeigt, dass es weh tut, keine Schwäche zeigen.“ – Männer…
„Hast du zu doll gemacht?“ frage ich meinen Onkel.
„Neeein“, sagt er unschuldig.
Später, viele Gläser Samogonka später sitzt Sergej da, bläst den Rauch in den klaren Himmel und sagt: „Ich habe es dem so gezeigt in der Banja und er hat keinen Mucks von sich gegeben.“
...
Diese Nacht schlafen wir mit offener Tür.
Im nächsten Reisetagebuch geht es um unsere Reise entlang der Wolga bis zum Ural. Dieses Mal lasse ich mir nicht so viel Zeit, versprochen!!
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Bis bald!
Viki & Cleo & Antonio
das vanilla icedreamteam
10. Januar 2022
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21. Juni 2021
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27. Oktober 2020
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